Meine Kolumne "Philosophische Sentenz des Monats" auf der kommerziellen Website "Geschenke aus den Museen der Welt".
Philosophische Sentenzen von 2011 - Links zum Weiterlesen ggf. aktualisiert


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Newtons Universum und Gottes Wesen ... oder die Macht der Stille
15.01.2011

ZEIT UND SEIN - Texte in Versform
[19] Die Macht der Stille. Newtons Universum und Gottes Wesen
http://www.helmut-hille-philosophie.de/newton.html

Zum Weiterlesen:
ZEIT UND SEIN - Tagungsbeiträge
(5) DPG 2007: Newtons Philosophie der Physik - zeitlos!
http://www.helmut-hille-philosophie.de/anhang5.html


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Elle und Fuß und die unsinnige Jagd nach dem Urmeter
15.02.2011

Anmerkung zur ZDF-Sendung vom 27. Februar 2011 "Terra X: Die Jagd nach dem Urmeter"

Protagoras (480-410) Ausspruch "der Mensch ist das Maß aller Dinge" gilt auch gerade für die Entwicklung des Messwesens. So haben Menschen begonnen mit Körperteilen zu messen, z.B. mit Elle und Fuß, denn diese "Messinstrumente" haben sie ja immer dabei. Den Zeitpunkt einer Verabredung konnten man leicht mit der Länge des Schattens treffen, den man wirft, z.B.: "vormittags bei 3 Fuß Länge am Brunnen". Da die Füße eines Menschen proportional seiner Größe sind, war diese Zeitpunktbestimmung meist ausreichend genau, vorausgesetzt die Sonne schien, weshalb sie wohl eher in südlichen Ländern praktiziert werden konnte. Im Handel kam es da schon auf größere Genauigkeit an, auch wenn man sich da noch mit seinem Unterarmknochen behelfen konnte. "3 Ellen Stoff" waren noch akzeptabel, wenn es um kleine Mengen ging und der Stoff nicht sehr teuer war. Auf Dauer war das natürlich keine Lösung, weshalb schon frühe Gemeinschaften sich einheitliche Maße gaben, z.B. die Elle des Pharaos, die man an einer bestimmten Statue von ihm abnehmen konnte. Oder Städte brachten an ihren Rathäusern verbindliche Längen- und Flächenmaße an. Aber natürlich war das dann auch wieder von Stadt zu Stadt verschieden, weshalb Streit dann unvermeidbar und der Handel sehr beeinträchtigt war. So gab es in Frankreich zum Zeitpunkt der Revolution Tausende verschiedene Maßeinheiten für Längen und Gewichte, weshalb die Akademie der Wissenschaften 1792 von der Nationalversammlung den Auftrag erhielt, einheitliche Maße festzulegen, mit dem Meter als Grundlage. Statt aber nun einfach zu sagen, dass ist das Meter, z.B. das von Paris, wie ein kluger Offizier vorschlug, oder überhaupt eine beliebige Länge, werden Maße doch vom Menschen gesetzt, wie schon Protagoras sagte, wollte man, wie man meinte, eine objektive Länge als Grundlage haben, damit diese auch von den anderen Staaten akzeptiert werden konnte. Die Grundlage sollte der zehnmillionste Teil eines Erdquadranten sein, also die Entfernung vom Pol bis zum Äquator, die jedoch gar nicht bekannt war. Eine Expedition zweier Akademiemitglieder sollte sie anhand des Meridians von Dünkirchen bis Barcelona herausfinden. Infolge von Krieg und Revolution dauerte die Expedition 7 harte Jahre, was man in Paris mit einem einzigen Entschluss hätte festlegen können, doch kein Mitglied der Findungskommission wollte dafür die Verantwortung übernehmen. Heute weiß man auch dank GPS, dass die Erde infolge der ungleichen Verteilung der Erdmasse keineswegs eine ideale Form hat, so dass es sich bei den 10.000 km der Länge des Erdquadranten sowieso nur um eine Annäherung handelt.

Die Menschheit besitzt in der Gegenwart dank der Wissenschaft und des globalen Gedankenaustauschs ein immenses Wissen, doch über ihre eigene Rolle in allem Wahrnehmen, Denken, Reden und Tun kann sie sich immer noch zu wenig Rechenschaft geben. Der Sprecher des DIN-Ausschusses für Einheiten und Formelgrößen (AEF) schrieb mir, dass keine Aussicht besteht, dass sich die Mitglieder einigen, was überhaupt eine physikalische Größe ist. Die einen halten Messgrößen und ihre Einheiten noch immer für eine Sache, die es da draußen irgendwo zu finden gilt wie seinerzeit in Paris, die anderen wissen mehr oder weniger deutlich, dass es sich bei Merkmalen um Aspekte handelt, die der Mensch an die Dinge heranträgt, um mit ihnen in vertrauter Weise umgehen zu können. Protagoras Ausspruch, sein sog. Homomensurasatz, "Der Mensch ist (sich) das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, (was sie für ihn sind), der nichtseienden, dass sie (für ihn) nicht sind." (Klammerausdrücke vom Autor) ist - eine nüchterne Wahrheit, die wegen ihrer Ehrlichkeit alle angeblich so besorgten Bedenkenträger seit Platon bis heute noch immer aufheulen lässt, weil sie in ihrem Objektivitätswahn sich nicht eingestehen wollen, dass der Mensch in geistiger Souveränität sich Maße setzt, wie er sie braucht, wie die Geschichte des Messwesens eindeutig belegt.

Die Situation im AEF ist Spiegel dessen, dass es heute mehr denn je eine starke Fraktion der Physiker gibt, die von einer Rolle des Beobachters und damit des Geistigen nichts wissen will, einerseits weil sie keinen Zugang zu ihr findet, andererseits weil ihr aus reduktionistischen Gründen alles Geistige sowieso weiter nichts als eine Illusion ist - von der sie jedoch leben! Sie da aufzuklären ist kaum möglich. Doch muss man es immer wieder versuchen in der Hoffnung, dass nachwachsende Generationen es vielleicht doch einmal besser wissen wollen. So müssten einige von ihnen nicht weiterhin, wie einst die Schildbürger, die das Licht in Säcke einfangen wollte, quasi mit einer Uhr in der Hand herumlaufen, um die für jede Geschwindigkeit "wahre" Systemzeit "zu messen". Aber Uhren messen nicht, sondern geben nur Zeitpunkte. Messgrößen und ihre Einheiten sind keine Frage der Wahrheit sondern der Gültigkeit und in Normblättern und internationalen Konventionen zu finden, wie der Meterkonvention, gleich wie man das Meter aktuell definiert, sowie als Referenznormale in Bureaus of Standards und in den Eichämtern – sonst aber nirgends!

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS - I. Rationale Grundlagen der Physik
(I/A6) Messen als Erkenntnisakt
http://www.helmut-hille.de/messenal.html


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Die Schwerkraft verstehen
15.03.2011

WEGE DES DENKENS - I. Rationale Grundlagen der Physik
(I/B5) Langtext unter dem gleichnamigen Titel
http://www.helmut-hille.de/lt4.html#3

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS - I. Rationale Grundlagen der Physik
(I/B5) Gedanken zur Gravitation
http://www.helmut-hille.de/diegravi.html


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Determination und Verantwortung
15.04.2011

Beim Begriff des Determinierens, der "begrenzen", "festlegen" meint, ist zuerst zwischen Fremd- und Eigenbestimmung zu unterscheiden. Beim Menschen ist diese Unterscheidung nicht immer leicht zu treffen, weil ihm von Kindheit an Regeln eingeprägt werden, die er dann als die seinen versteht. Etliche Hirnforscher und Humanisten meinen sogar, dass Urteile und Entscheidungen des Unbewussten dem Menschen keine Willensfreiheit ließen, er also für sein Denken und Tun nicht verantwortlich wäre, weil sie das Unbewusste als eine fremde Macht verstehen, die den Menschen lenkt. Doch der Mensch ist ein Ganzes und das Gehirn ist sein eigenes kognitives Organ, das zu verstehen sucht.

Man könnte meinen, dass in Bezug auf die tote Materie es einfacher wäre festzustellen, inwieweit sie fremd- oder eigenbestimmt ist. Diese Frage ist jedoch so ad hoc nicht zu beantworten, weshalb die Menschen wie üblich von sich auf die Dinge schließen. Erleben sie sich selbst als Getriebene, in sozialen Netzen gefangen, werden sie wenig geneigt sein, die Natur als eigenbestimmt anzusehen, eher als durch Naturgesetze oder gar durch einen alles lenkenden Gott determiniert. Diese Sicht hat zudem für sie den Vorteil, sich auch selbst als von Verantwortung frei zu sehen, weshalb viele so an ihr hängen. Man denke nur an die Drohung mit Hölle und Fegefeuer, die einen Christen erwartet, wenn er im Jüngsten Gericht zur Verantwortung gezogen wird. Wenn er aber gar keine Verantwortung hat, muss er sich auch nicht vor Teufel und Hölle fürchten. Und das wäre dann eine sehr humane Sicht.

In seiner Rede "De dignitate hominis" hat Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494) als erster die Würde des Menschen in das abendländische Bewusstsein gebracht. Er sagte: "Der Mensch ist das einzige Wesen, das nicht nach einem Typus (Urbild) erschaffen ist, weshalb er die Freiheit besitzt, sich selbst zu vollenden." Und mit dieser Rückbesinnung auf die eigenen Fähigkeiten und Ziele begann die Neuzeit an deren Ende dann das freiheitliche demokratische Zeitalter steht mit der deutschen Grundgesetzpräambel als Krönung, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.

In der Physik fand dieses Denken der Eigenbestimmtheit sowohl bei Descartes (1596-1650), als auch bei Newton (1643-1727) seinen Niederschlag. Descartes nannte es das "Erste Naturgesetz", dass jeder Körper "soviel an ihm liegt", sich in seinem Zustand erhält. Bei Newton heißt es in Definition III seiner Principia, dass jeder Körper von sich aus in seinem Zustand verharrt. Er braucht also nichts und niemand der ihn darin erhält und es ist niemand da, der ihn hindern könnte, sich von sich aus in ein Geschehen einzubringen, also ursächlich, d.h. aus der Sache selbst heraus zu wirken. Newtons Konkurrent Leibniz war das Anlass genug, Newton bei der Gattin des englischen Thronfolgers wegen Gottlosigkeit anzuschwärzen, ist der englische König doch auch das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Descartes wurde letztlich als Opfer seiner freiheitlichen Ansichten von einem Jesuiten bei seinem Aufenthalt in Stockholm vergiftet.

Diese freiheitliche Sicht in der Physik ging in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr und mehr verloren, als Philosophen die Vorherbestimmtheit der Geschichte lehrte, z.B. als Weg zu einer klassenlosen Gesellschaft. Auch die Physik blieb von dieser Sicht nicht verschont, so wenn Ernst Mach (1838 – 1916) vom Ursachenbegriff gleich nichts mehr wissen wollte. Einstein sah dann in seinem Geiste die Welt von Raum und Zeit gelenkt. Als Autist hing er einem strengen Determinismus als Fremdbestimmung an. Nicht einmal Gott mochte er irgendwelche Freiheiten zugestehen, denn die hätten ihn zutiefst verunsichert, weshalb er nicht glauben konnte, "dass Gott würfelt". Und seitdem Einsteins Anhänger seine deterministische Sicht mehr und mehr in die Gesellschaft hineintragen, ist es eben schicklich geworden, dem Menschen keine Willensfreiheit mehr zuzugestehen, so im Namen eines neuen "Humanismus" gerade das Erbe der Renaissance leugnend. Diese Philosophie der Verantwortungslosigkeit erweist sich jedoch immer mehr als unzeitgemäß und fatal, denn nur dadurch, das wir unsere Rolle in allen Wahrnehmen, Denken, Reden und Tun erkennen und bedenken, können wir versuchen, die durch die Menschheit verursachten Weltprobleme zu meistern. Anderenfalls geben wir uns fatalistisch dem Lauf der Dinge hin.

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS - I. Rationale Grundlagen der Physik
(I/A9) Kausalität contra Determinismus
http://www.helmut-hille.de/kausal.html


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Warum das Immunsystem so wichtig ist
15.05.2011

Luft, Erde und Wasser sind voller Keime, die auch vom menschlichen Körper leben wollen. Trotzdem merken wir von ihnen meistens nichts. Das verdanken wir unserem Immunsystem. Seine nicht zu überschätzende Rolle wird am besten dadurch verständlich, dass wir uns ganz nüchtern klar machen, was Leben ist: Leben ist die Fähigkeit einer Materie, fremde Strukturen in die eigene zu verwandeln, wie wir das schon von der Nahrungsaufnahme her kennen. Der Löwe, der sich von Springböcken ernährt, bleibt doch immer ein Löwe. Das Ziel der Anverwandlung ist nach dem Selbsterhalt die Selbstreproduktion. Diese ist gewissermaßen der Sinn des Lebens.

Am besten erkennen wir diesen Sinn an den Viren. Viren sind Zellparasiten ohne eigenen Fortpflanzungsmechanismus, die ihren Wirt veranlassen, seinen Vermehrungsapparat zu dem ihren zu machen. Viren haben keinen Stoffwechsel und brauchen daher keine Nahrung, sondern sind reines Programm und dabei in der Strategie des Andockens sehr wandlungsfähig, um Barrieren der potentiellen Wirte zu unterlaufen, z.B. deren Andersartigkeit zu ihrem bisherigen Wirt, auf den sie programmiert sind. Zu enge Gemeinschaft der Menschen zu Tieren ihres Lebensraumes bei fehlender Hygiene sorgt immer wieder dafür, dass Mutanten ihrer Viren die Tier-Mensch-Barriere überwinden, wie wir das z.B. von der Schweine- und Vogelgrippe her kennen.

Am fiesesten ist da der HIV-Virus, der gleich das Immunsystem selbst umprogrammiert und es zu einer Infektionsquelle macht. Artenvielfalt verbunden mit Artenbarrieren aller Art sind wichtige Ergebnisse dieses Kampfes ums Überleben, mit dem sich das Leben gegen seine eigene Aggressivität zu schützen versucht. Eine weitere wichtige Barriere im immerwährenden Kampf gegen Krankmacher ist dabei die genetische Einzigartigkeit von Lebewesen. Ja, man kann sagen, dass die sexuelle Fortpflanzung, bei der durch Mischung der Gene genetisch verschiedener Partner immer wieder weiter genetisch verschiedene Lebewesen entstehen, eigentlich nur der Abwehr von Krankmachern dient, weshalb einer an einer Infektion stirbt, der andre aber nicht. Und fast ganz nebenbei werden bei der Befruchtung z.B. erbliche Dispositionen eines Chromosomensatzes zu Krankheiten zumeist durch den 2. neutralisiert. Unterstützt wird der Prozess der Diversifikation durch die Lernfähigkeit des Immunsystems selbst, während die Gene eines Lebewesens von sich aus unveränderlich sind.

Es gibt eben keine Fortpflanzung erworbener Eigenschaften, wie selbst Darwin noch glaubte. Doch indem der immunlogisch besser ausgestatte überlebt, werden seine Nachkommen ebenso besser ausgestattet sein, soweit auch der Zeugungspartner es war. Man sagt, Frauen erkennen die Qualität des Immunsystems eines Mannes an seinem Geruch, während sie aus dem gleichen Instinkt zur erfolgreichen Weitergabe der eigenen Gene heraus ihren eigenen gern durch Düfte verschleiern, weshalb die Nachkommenschaft immunologisch dann evtl. doch nicht die beste ist.

In der langen Geschichte der Evolution wurde das Immunsystem darauf eingestellt, gefordert zu werden. Heute sagen Ärzte, dass seine Schonung durch fortgeschrittene Hygiene zu seiner Unterforderung geführt hat, wodurch es sich in seinem Übereifer nun auch gegen körpereigene Zellen richtet. Man kennt heute ca. 60 Autoimmunkrankheiten wie z.B. Rheuma, Multiple Sklerose und Allergien. Menschen, die einst als Kinder im Dreck spielten, bleiben also gesünder, weshalb auch Menschen unter hygienisch katastrophalen Zuständen überleben, haben sie doch ein besser trainiertes Immunsystem, während der westliche Mensch dank seiner Hygiene immunologisch eher degeneriert, was er durch Impfungen auszugleichen versucht. - Gene werden ja nicht nur bei der Zeugung neu gemischt, sondern der Körper selbst kombiniert seine Keimzellen immer wieder neu, Meiose genannt, weshalb auch Geschwister genetisch verschieden sind, soweit es sich nicht um eineiige Mehrlinge handelt. So haben sich bei der Entwicklung des Lebens viele Strategien ergeben, die seiner eigenen Aggressivität Grenzen setzen. Mit dem Immunsystem mitzudenken hilft uns, diese Überlebensstrategien erfolgreicher zu machen und die Lebenserscheinungen in ihrer Gesamtheit zu verstehen.

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS – III. Die Hervorbringung des Menschlichen
(III/2) Die Genese des Lebens
http://www.helmut-hille.de/page25.html


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Der Weg des Geistes
15.06.2011

Als ich im Radio eine bekannte Melodie hörte, die meine Gefühle stark bewegte, verspürte ich den Wunsch, auch meine Texte sollten so unmittelbar eingängig und ansprechend wie Musik sein können. Doch der Weg des Geistes ist der Umweg, wie Hegel bereits sagte, nämlich über das Argument. Und das muss geistig nachvollzogen werden, soll es beim Empfänger ankommen. In dem Versuch, mich meinem Ideal trotzdem zu nähern, habe ich dann für meine eigens dazu konzipierte Website ZEIT UND SEIN kurze prägnante Texte zu übersichtlichen Themen geschrieben, in denen sich, wie bei einem Gedicht, in Versen gegliedert Zeile für Zeile, in einfachen Worten Gedanke an Gedanke reiht, in der Hoffnung, so für mehr Eingängigkeit und Klarheit zu sorgen. Unter Zuhilfenahme Goethes und Matthias Claudius ergaben sich da sogar zwei richtige Gedichte, die sich auch reimen, was sie besonders eingängig macht. Das an Matthias Claudius angelehnte Abendlied kann man bekanntlich auch singen.

Der Geist wächst mit seiner Fähigkeit zu differenzieren, sowohl bei der einzelnen Person, als auch in der Geschichte des Geistes selbst. Die griechische Philosophie ist uns da immer noch Vorbild, weshalb wir ihre Unterscheidungen übernommen haben. Auf diese Weise gingen die Naturwissenschaften Schritt für Schritt aus ihr hervor. Jedoch je erfolgreicher sie wurden, umso mehr vergaßen sie nicht nur ihre Wurzel, sondern verlernten auch, zwischen den verschiedenen Seinsebenen klar zu differenzieren, besonders in der Physik, wo man heute weitgehend nicht mehr zwischen von Menschen gesetzten Messgrößen und den Objekten der Forschung unterscheidet und selbst die mentalen Ordnungsmuster Raum und Zeit für physikalische Gegenstände hält. Das liegt auch daran, dass viele Physiker durch Inzucht des Lehrbetriebs so stark autistisch angehaucht sind, dass sie sich der eigenen Rolle im Erkenntnisprozess nicht mehr bewusst sind. Erst mit dem Aufkommen der Quantenmechanik in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die es mit winzigen Objekten zu tun hat, zeigte sich mehr und mehr, dass man die Rolle des Beobachters nicht ignorieren kann, um die Phänomene zu verstehen. Einige Physiker begannen, hier insbesondere Erwin Schrödinger und Carl Friedrich v. Weizsäcker, sich mit antikem Gedankengut auseinanderzusetzen, ohne jedoch völlige Klarheit zu erlangen. Heute hofft der bekannte Quantenphysiker Anton Zeilinger in Wien daher zu Recht auf die Hilfe der Philosophie.

Soll es geistigen Fortschritt geben, müssen alle wieder lernen, mehr zu differenzieren. Das beginnt mit der sorgfältigen Verwendung der Sprache. Wer von Sonne, Mond und Sternen so spricht, als wären es Kühe auf der Weide, die sich entweder bewegen oder im Gras ruhen, kann unmöglich einen physikalischen Sachverhalt angemessen beschreiben und zum Verständnis bringen, haben doch tote Objekte weder Bewegungsorgane, noch einen Bewegungswillen. Mangels biologischer und mentaler Fähigkeiten beharren sie einfach in ihrem Zustand, unabhängig von menschlicher Einschätzung, sofern nicht andere physikalische Objekte auf sie einwirken, wie es bereits Newton richtig beschrieb. Ein Bewegungseindruck entsteht erst dadurch, dass ein Beobachter Objekte zu seinem Verständnis zu Orten in Beziehung setzt, wodurch es dann für ihn auch Ortswechsel gibt, die der naive Beobachter in gewohnter Sicht- und Sprechweise als "Bewegung" beschreibt. Aber ohne die dazugegebenen Orte kein Ortswechsel und keine Bewegung! Das kann jedes Kind verstehen, sobald es zu denken gelernt hat. Doch seit der Neopositivist Ernst Mach den Augenschein für besonders objektiv hielt und andere mit ihm alles (für einfache Gemüter) scheinbar "so einfach wie möglich" zu erklären versuchen, verschließt man sich dem Umweg über Argumente und verdächtigt Vernunft und Sachverstand, die das nicht "so einfach" sehen, also nicht ohne den nicht immer leicht zu durchschauenden Beobachter. Heute kann es kein Physiker wagen, den sog. gesunden Menschenverstand in der Physik öffentlich anzumahnen, ohne befürchten zu müssen, aus seinen Ämtern gemobbt zu werden. Daher müssen unabhängige Außenstehende für Vernunft und Sachverstand eintreten, damit der Geist wieder lernt, Physikalisches, Biologisches und Mentales klar zu unterscheiden, Unterschiede, die griechische Denker schon sahen und die aber im heute so verbreiteten Materialismus vieler Physiker nichts mehr gelten. Für mich ist das der Untergang der abendländischen Denkkultur, den wir um unserer Selbst und unserer Zukunft willen nicht mehr hinnehmen sollten.

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS - I. Rationale Grundlagen der Physik
(I/B17) Der Untergang der abendländischen Denkkultur
http://www.helmut-hille.de/weisheit.html


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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Was wollen wir wissen? (I)
15.07.2011

Eine alte Tradition wieder aufleben lassend, ist dies die Preisfrage von 2002 der Jungen Akademie, welche die beiden ältesten deutschen Akademien der Wissenschaften, "Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina" in Halle sowie die "Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften", Nachfolgerin der "Preußischen Akademie der Wissenschaften", zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs ins Leben riefen, der damals "vierzig Mitglieder quer durch die Geistes- und Naturwissenschaften" angehörten. Gerade die beim näheren Hinsehen unscharfe Fragestellung reizte mich, einen Kommentar abzuliefern, der mir letztlich eine Einladung nach Berlin zur Preisverleihung einbrachte, von der ich am Schluss noch berichten werde. Anschließend mein zweiseitiger Beitrag in drei Teilen, den man auch "Wie hermetisch ist die Wissenschaft?" titeln könnte. Hier meine Antwort auf die Frage der Jungen Akademie:

Die Wissenschaftler der Jungen Akademie fragen also "Was wollen wir wissen?" Fragen sie das uns, was "wir", die Leser ihrer Frage wissen wollen, oder sollen die Leser erraten, was sie, die jungen Wissenschaftler wissen wollen? Beide Auslegungen der Frage sind möglich. Interessiert die Junge Akademie was andere wissen wollen, wahrscheinlich von ihnen, dann ergibt sich die Frage, wer ist "wir"? Sind da alle Bürger schlechthin gefragt oder zumindest alle Steuerzahler, denn es heißt ja, wer zahlt schafft an. Und da die meisten Wissenschaftler vom Staat und damit letztlich vom Steuerzahler bezahlt werden, wären wahrscheinlich die Steuerzahler gefragt, was sie wissen wollen, also wofür ihr Geld ausgegeben werden soll. Die meisten von ihnen wollen sicher, dass beim Forschen "hinten was rauskommt", was einen Nutzen hat. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit erst einmal Arbeitsplätze, wie die Politiker sagen. Dann etwas für die Gesundheit, wie die Leute sagen, zum Beispiel gegen Rheuma, das sehr verbreitet ist. Dass man nur wenig gegen den alljährlichen Schnupfen tun kann, damit haben sich die meisten von ihnen wahrscheinlich schon abgefunden. Dann sind da noch die Bildungsbeflissenen, meist männlich mit genügend Zeit, die sich Wissenschaftssendungen anhören oder ansehen und die Wissenschaftsbeilagen lesen, sich evtl. ein Wissenschaftsmagazin halten oder Bücher zu wissenschaftlichen Themen wenigstens kaufen. Sie wollen etwas mehr über die Welt wissen, z.B. über den Yeti (immerhin bei google.de ca. 93.300 Fundstellen), oder über die Ungeheuer der Tiefsee, oder was die Zukunft bringt, z.B. an technischen Entwicklungen. Oder ob es sich lohnt einen PC zu kaufen, der in drei Wochen schon wieder veraltet ist. Oder ob wir eines Tages selbst ins Internet integriert und von ihm gesteuert werden.

Man wird es mir nicht glauben wollen, dass ich erst vor kurzem bedauert habe, dass es keine Preisfragen mehr gibt. Jetzt, wo ich im Ruhestand bin und Zeit habe. Und dann da auch noch die Frage, was "wir" wissen wollen. Das hat doch eigentlich noch nie jemand interessiert! Alle die subventioniert werden, ob Theater oder Wissenschaft, wollen als gelernte Hermetiker doch vor allem gut gegenüber Kollegen dastehen und in die Literatur eingehen. Der Besucher bzw. Leser als Laie versteht doch sowieso nichts von der Sache: "Was, der will was wissen?" oder "Was will der schon wissen?" Subventionen wären also zu überdenken. Wenn jeder nur gemäß echter Nachfrage produzieren würde, würde nicht nur viel Geld gespart, sondern dann sollte man mal erleben, wie unsere Meinung tatsächlich gefragt wird. Aha! Die Junge Akademie will also Mittel einwerben, darum fragt sie uns, was "wir" wissen wollen. Das wäre ja schon mal ein erfreulicher Anfang - wenn es denn so wäre.

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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Was wollen wir wissen? (II)
15.08.2011

Da ich nur im Singular existiere und allein lebe, habe ich allerdings das Problem, dass ich nur für mich antworten kann, will ich nicht – wie bisher – nur Vermutungen ausstreuen. Ja, was möchte ich denn wissen? Interessiert das jemand wirklich? Hätte man dann aber nicht gefragt "Was wollen Sie wissen?" Oder wenn es mehr an die Jugend gerichtet sein soll "Was willst du wissen?", um nicht zu fragen "Was weißt du denn schon?", was ganz schön herablassend klingen kann. Oder hätte es nicht noch präziser heißen müssen "Was wollen Sie von der Wissenschaft wissen?" Oder noch besser: von der Jungen Akademie? Oder auch "Was willst du von der Wissenschaft wissen?", wenn es denn um die Stimme der Jugend ginge. Die will dann vielleicht wissen, wann der nächste Harry-Potter-Band oder –Film rauskommt. Magie ist ja wieder "in". Oder die Pubertären unter ihnen wollen wissen, wann gibt es endlich die Pille-danach? Und warum dauert die ganze Forscherei immer so lange? Aber eigentlich habe ich doch den Verdacht, dass sich die jungen Wissenschaftler selber fragen, "Was wollen wir wissen?", was ja irgendwie vernünftig ist. Man kann ja nicht einfach so drauflos forschen, sondern muss ein Ziel haben. Aber dann haben sie ein paar kleine Beträge ausgelobt, die nicht an Mitglieder gezahlt werden dürfen. Also, muss ich mich doch offenbaren, wenn ich ans Geld will, das ich ganz gut brauchen könnte. Aber wer kann das nicht?

Also, was will ich wissen? Zum Beispiel, was vor dem Urknall war. Schwierig! Oder warum Einstein uns die Zunge rausstreckt. Noch schwieriger! Oder warum man eine Distanz messen kann, obwohl sie ja keine Sache ist. Fast hoffnungslos! Nicht einmal im DIN-Ausschuss für Einheiten und Formelgrößen kann man sich einigen, was eine physikalische Größe ist.

Dann hätte ich noch gern gewusst, warum die meisten Menschen Sätze formulieren können, aber es nur wenigen gelingt, eine Melodie zu verfassen. Da scheint mir die These, dass die frühen Hominiden zuerst gesungen haben, bevor sie sprechen konnten, nicht sehr plausibel, wo es viel schwieriger ist, eine Melodie zu erfinden als einen Satz. Denn die Melodie muss ja stimmen. "Stimme" kommt ja von "stimmen". Oder umgekehrt. Und das einfach nur durch Essen von viel Eiweiß das Gehirn der Frühmenschen so zugenommen hätte, wie die Materialisten behaupten, also physikalisch statt neuronal argumentieren, wo es doch um Neuronen geht, also um Klasse statt um Masse, kann ich auch nicht glauben, da bei den Muskeln letztlich auch nur zunimmt, was trainiert wird. Also sind die Menschen eher durch Herausforderungen zu mehr Gehirn gekommen, (besitzen sie doch keine natürlichen Waffen). Und ist das nicht immer noch so? Oder müsste es zumindest nicht so sein? Wird es uns gelingen soviel "Hirn" zu entwickeln, dass sich die Menschheit nicht durch ungezügelten Raubbau ihrer Lebensgrundlagen beraubt? Und haben Wissenschaftler nicht ganz entschieden zu dieser immer bedenklicher werdenden Entwicklung beigetragen? Wäre hier nicht ein Umdenken angesagt? Eine liebende Hinwendung an die Gegenstände des Forschens? Damit wir nicht nur wissen, was sie für uns sind, sondern wir auch ihren Eigenwert kennen und respektieren? Und müssten deshalb nicht viel mehr Frauen mit mütterlichen Instinkten in die Forschung, damit die lebenserhaltenden Strategien besser bedacht werden? Also, alles keine leichten Fragen. Doch werden die Wissenschaftler sich ihrer annehmen? Wird sich die Junge Akademie ihrer annehmen?
Text in ( ) nachträglich eingefügt

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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Was wollen wir wissen? (III)
15.09.2011

Letztlich bin ich an der Wissenschaft interessiert, um mein Verständnis der Welt zu erweitern. Da habe ich manchmal mit Wissenschaftlern ein Problem: leider habe sie viel eher die Tendenz, Zweifel an einer etablierten Theorie abzublocken oder bestenfalls sie trickreich abzuwehren, als ihnen nachzugehen. Wichtiger ist es ihnen im Konsens mit ihren vor allem älteren Kollegen zu bleiben, die über ihre Zukunft entscheiden, die lieber Leute fördern, die ihnen nichts streitig machen, weder Ideen, noch Geld, noch Posten. Kritische Fragen sind da höchst unwillkommen. Oder erst alternative Ideen! Dass sie gar nicht erst in Umlauf geraten, da sei das Pre-Review davor, wo nichteinmal in einem offenen kollegialen Gespräch, sondern anonym, ohne die Möglichkeit der Rechtfertigung, sogenannte "Qualitätssicherung" betrieben wird. Ja, "gesichert" wird da schon. Und wie! Da möchte man neue Ideen am liebsten gar nicht erst kennen. Höchstens ganz privat. Und die Forderung der Öffentlichkeit, statt dass Wissenschaftler in einem eingeübten Jargon sprechen, sollten sie die von ihnen benutzte Sprache genau bedenken, damit sie sich nicht nur untereinander verständigen können, sondern dass sie sich auch dem Publikum besser verständlich machen, passt nicht zu einer hermetischen Zunft. Und wie lästig ist vielen Wissenschaftlern das berechtigte Verlangen von Kritikern, die Grundannahmen und theoretischen Konzepte ihrer Forschung immer ausreichend zu bedenken oder gar zu hinterfragen, bevor sie in Hektik Erfolge melden, um als Erster in die Literatur einzugehen. Ich wünsche mir daher eine Junge Akademie voll unabhängiger, geistig souveräner Wissenschaftler aller Disziplinen, die das Ganze bedenken und die nur nach der Wahrheit forschen und nichts als der Wahrheit, wie es bei Gericht heißt, die auch unangenehme Wahrheiten offen legen und unzensiert veröffentlichen dürfen, die auch mal der Kritik Raum geben und alternative Ideen prüfen, ja, vielleicht sogar einen Ideenwettstreit führen, damit nicht eines vielleicht gar nicht so fernen Tages die Weltgeschichte als das Weltgericht über uns kommt. Kann ich da, können wir da hoffen? (Ende der Einreichung)

Also, einen Preis habe ich für meine forschen Fragen und kritischen Anmerkungen natürlich nicht bekommen, doch wurde ich, wie alle Teilnehmer des Preisausschreibens, zur Preisverleihung nach Berlin in die Räume der Berlin-Brandenburgischen Akademie in der Nähe des Gendarmenmarktes eingeladen. In Erinnerung ist mir, dass viele Arbeiten eher künstlerischer Natur waren, die mit dem unklaren Thema in verschiedenen Materialien spielten. Der 1. Preis waren sehr bezeichnend Texte und Zeichnungen von Kindern, der 2. Preis hatte die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Folgen von Allwissenheit zum Gegenstand, der 3. Preis eine Klang-Stimmen-Collage. Es wurde also die Kreativität der Einsender belohnt, aus der unklaren Frage etwas zu machen. Doch das kalte Büfett und der Sekt waren sehr ordentlich und von der Dachterrasse der Akademie hatte ich zusammen mit meiner mitgereisten Schwester einen ganz wunderbaren Blick über das von mir geliebte, nun wieder ungeteilte Berlin. So hatte sich meine Arbeit denn doch noch gelohnt.

Für Interessierte: Die Preisfragen wurden von der Jungen Akademie von 2001 bis 2009 gestellt, nachzulesen auf www.diejungeakademie.de/preisfrage/index.htm. Die Kataloge zu den Preisfragen sind im Berliner Wissenschafts-Verlag erschienen. Sie sind für je 19,80 Euro im Buchhandel oder über den Verlag zu beziehen. Interessant ist auch, was von der Jungen Akademie 2010 zum Ende der Preisfragen gesagt wurde. Da heißt es z.B.: "Den ersten Preis als Antwort auf die Frage, was die Leute … eigentlich interessiert, würde vermutlich eine Frage gewinnen: "Wie werde ich Millionär"? Das ich darauf nicht selbst gekommen bin. Das hätte doch mal wirklich geklärt gehört.

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Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Zum geplanten unterirdischen Gravitationswellendetektor
15.10.2011

Nachdem es in fast 10 Jahren mit 3 Anlagen nicht gelungen ist, die von Einstein postulierten Gravitationswellen als Nachweis der Stauchung der Raumzeit durch außerordentliche kosmischen Explosionen wie Supernovä nachzuweisen, plant man jetzt ein unterirdisches Teleskop in 100 bis 200 m Tiefe für eine Milliarde Euro, das gegen seismische Störungen besser geschützt wäre. Darüber wurde u.a. sowohl in der Verbandszeitung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft als jetzt auch in der Hauszeitschrift der Max-Planck-Gesellschaft berichtet.

Der sehr informative Artikel in MaxPlanckForschung zeigt gut verständlich, was alles unternommen wurde und noch unternommen werden soll, um die Empfindlichkeit der Gravitationswellendetektoren, speziell des in Ruthe bei Hannover zu erhöhen. Es gibt jedoch einige grundsätzlichere Fragen, die ich für mich viel entscheidender für die zukünftige Forschung wären. So gibt es die Aussage Einsteins, dass die Lichtgeschwindigkeit für alle Beobachter gleich ist. Das ist gerade und vielleicht nur für das Raumzeitmodell zutreffend, denn wo sich "der Raum" "staucht" oder "dehnt", stauchen oder dehnen sich natürlich auch die Parameter der Messung wie der betroffene Gravitationsarm, so dass sich c als "konstant" zeigt, ohne es notwendig zu sein. Also selbst wenn es Gravitationswellen im Einsteinschen Sinne gäbe, wären sie nicht nachweisbar, so dass sie niemand über deren Ausbleiben zu wundern braucht. Messinstrumente als physikalische Objekte unterliegen den gleichen Naturgesetzen wie das von ihnen zu Messende, so dass sich keine Differenz zeigen kann, selbst wenn sie vorliegt. Wenn die Forscher also tatsächlich einmal Gravitationswellen detektieren sollten, ergibt sich die Frage, ob Einstein nun bestätigt oder widerlegt ist.

Es ist aber noch viel grundsätzlicher zu fragen, z.B. was die Gravitation bzw. deren "Wellen" mit der Lichtgeschwindigkeit zu tun haben sollen. Das ist m.E. eine völlig freie Annahme, für die ich jede Begründung vermisse. Wie der Name schon sagt, ist die Lichtgeschwindigkeit die Geschwindigkeit des Lichtes und elektromagnetischer Felder, und von sonst von weiter nichts. Vielleicht hatte Newton Recht, indem seine Gravitationsgleichung keinen Zeitfaktor kennt, die Gravitation bei ihm also instantan wirkt. Andernfalls würden nämlich Körper zu Orten hingezogen, wo gar kein anderer Körper mehr ist, was man bisher nicht beobachten konnte!

Die Gravitation in meinem Verständnis muss als Welle nicht erst durch den Raum eilen oder ihn sogar erst krümmen, sondern sie ist beim Urknall als Feld entstanden und daher immer schon am Ort ihrer Wirkung, was die einzige zwangslose Annahme ist, so wie ja auch die Verschränkung von Quanten sich aus ihrer gleichzeitigen Emission aus einer Quelle ergibt und zeitlos funktioniert. Für Newton waren nicht die Körper Ursachen der Schwerebeschleunigungen, wie immer behauptet wird, sondern eine ihnen zugehörige "Wirkfähigkeit", die rundherum um sie verteilt ist, was man heute ein "Feld" nennt.

Es bleiben noch etliche weitere Fragen, die einer mehr naturphilosophischen Betrachtung unterliegen, so warum Raum und Zeit plötzlich physikalische Objekte sein sollen, wo sie zuvor immer nur die Ordnungsmuster des Denkens sowie Maßstäbe waren, die Menschen an die Dinge herantragen, um sie verstehen und nutzen zu können. Dazu ist der Raum weder euklidisch noch sphärisch. Das sind nur von Menschen geschaffene Ordnungsrahmen, um Beobachtungen zweckmäßig beschreiben zu können. Newtons absoluter Raum ist nach seiner Definition als ein rein mathematischer Raum unabhängig von seinen Inhalten, weshalb er ihn eben "absolut" nannte. Denn nur wenn Messmittel prinzipiell unveränderlich gedacht werden können, kann es Vorgänge geben, die das Prädikat "messen" verdienen, auf denen schon immer nicht nur die ganze technische Zivilisationen beruht, sondern auch der Handel und die Baukunst.

Es ergibt sich also für mich die Frage, ob mit dem neuen Projekt, das nicht unter einer Milliarde Euro zu haben ist, nicht das Geld der Steuerzahler verschleudert wird, auch wenn es da immer Abfallprodukte gibt, die man anderenorts nutzen kann, was ich gar nicht verkennen möchte. Zudem beweist der ungeheuer große Aufwand, um irgendwann evtl. mal äußerst flüchtige Gravitationswellchen detektieren zu können, doch nur die mangelnde Relevanz des ganzen Unternehmens für das Leben und die Wissenschaft, die beide bisher ohne solch winzigste Wellchen im Keller gut ausgekommen sind.

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museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Parmenides - Dialog über die Jahrtausende
15.11.2011

Parmenides, ein Grieche der ca. 540 – 480 vor der Zeitrechnung in Elea in Unteritalien lebte, ist für mich der Philosoph, der aus der Zukunft kommt. Mit dieser Überzeugung stehe ich nicht allein da. In dem 1999 erschienenen Buch "Die Traumfahrt des Parmenides" über "die mystischen Wurzeln der westlichen Zivilisation" von Peter Kingsley, eines des Altgriechischen mächtigen Philologen, schrieb dieser: "Denn was Parmenides bedeutet, kann niemand je aus dem Weg räumen. Es wird immer wieder seinen Weg zu uns zurück finden." Denn nur wenn wir seine Stufe der Erkenntnis erreichen, werden wir die Welt verstehen – weil wir uns selbst verstehen. Parmenides lebte zu einer Zeit, die der Philosoph Karl Jaspers (1883 – 1969) die Achsenzeit nannte. In ihr lebten in Griechenland noch Heraklit, in Indien Buddha, in China Konfuzius und Laotse, die eine neue Sicht der Welt lehrten, die auf Selbsterkenntnis beruhte. So schon Laotse, der früheste dieser Philosophen: "Andere erkennen ist klug, sich selbst erkennen ist weise." Trotz der Psychoanalyse ist das im Westen heute weniger denn je eine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil. In der von Materialisten dominierten Physik bedeutet schon das Nachdenken über Erkenntnismechanismen Verrat (Monod), obwohl kluge Köpfe durchaus ihre Defizite erkennen, denn ohne Selbsterkenntnis bleibt alles Wissen vorläufig.

Obwohl vom Lehrgedicht des Parmenides über die Natur uns nur Teile überliefert sind, sehe ich den Text als die Eigernordwand der Philosophie, die schon viele, ihre Herausforderung durchaus erkennend, versucht haben zu durchsteigen. Die größte Herausforderung ist dabei die Einleitung des Lehrgedichts in Form einer Himmelfahrt, die ein verschlüsselter Schlüssel ist, den wörtlich zu nehmen in die Irre führt, warnt die verkündende Göttin doch selbst von ihrer "Worte trügendes Gefüge." Erst aufgrund meines jahrelangen Bemühens, menschliches Verständnis zu verstehen, erkannte ich eines Tages, dass das sog. Proömium in mythischen Vokabeln den Erkenntnisvorgang selbst beschreibt.

Zentral ist das Auftreten der Göttinnen Themis und Dike, die dem "Jüngling"* den Weg zur Erkenntnis weisen. Themis ist die Göttin der Rechtsordnung, die man auch das positive Recht nennt, Dike die Göttin der Rechtsprinzipien, "die unerbittlich den richtenden Schlüssel verwahrt." Es geht also darum nach anerkannten Prinzipien und Regeln zu urteilen, so wie das im Recht schon immer der Fall war. Ansonsten hätten wir nur zufällige Meinungen, griech. Doxa, "denen keine wahre Verlässlichkeit innewohnt." Als Zweites gilt es den Weg des eingefahrenen Denkens in Gegensätzen zu verlassen, die nicht in der Sache selber liegen. Es gilt "das lichte Tor am Pfade von Tag und Nacht" zu erkennen: mit "licht" = ätherisch ist die geistige Barriere gemeint, die es durch das rechte Bedenken nach Prinzipien zu überwinden gilt. "Nachdem die Denkbarriere gefallen, sprang auf das Tor und öffnete breit den ansonsten verschlossenen Abgrund (zwischen Schein und Sein)."
*Parmenides wird von der Göttin "Jüngling" genannt, weil er aus ihrem Mund zeitlose, nicht alternde Wahrheiten erfährt in der Gewissheit, "dass keines Menschen Meinung dich je überholen wird" wie sie ihm ebenfalls verkündet.

Das Lehrgedicht trägt dem Rechnung, dass alles Verstehen auf Konstanten beruht, auf die Menschen sich verlassen. Beim quantitativen Wissen sind es die verbindlich vereinbarten Größen und ihren Einheiten wie Meter, Sekunde und Gramm. Alles qualitative Wissen dagegen sollte nach Parmenides dem Grund-Satz folgen, dass "Seiendes ist!" Sein kann weder entstehen – wo sollte es herkommen? - noch vergehen - wo sollte es hingehen? Doch es unterliegt einem ständigen Wandel, bei dem "durch Mischung der Glieder" in seiner Wirkung nach außen hin immer wieder Neues entsteht, was er anhand der Zeugung erläutert. Während also der heute allgemein anerkannte Erhaltungssatz der Energie hier Parmenides folgt, wie im Zeitalter des Rationalismus schon Newton mit seinen Axiomen den vom griechischen Denker vorgeschlagenen Weg ging, hat es seine Überzeugung vom emergenten Auftauchen neuer qualitativer Eigenschaften durch "Mischung der Glieder" noch immer schwer. So ist auch unsere geistige Welt selbst eine Mischung von objektiven, durch die Sinne hereinströmenden Daten und ihrer Selektion und Adaption an unsere Bedürfnisse und Fähigkeiten, die uns das Überleben sichern sollen. Ein mehr objektives Wissen können wir eben nur dadurch erreichen, dass wir beginnen, unser Verstehen zu verstehen. Daher ist eine Theorie des Verstehens die größte Herausforderung von Philosophie und Wissenschaft, wollen wir den Schein und mit ihm das gefährliche Schwarz-Weiß-Denken ("die Bahnen von Tag und Nacht") überwinden: "Denn nicht ohne das Sein, das der Aussage Bestand gibt, wirst Du das Erkennen finden."

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS - II. Das Verhältnis von Denken und Sein
(II/5a) "Parmenides im Klartext" und (II/5b) das Lehrgedicht "Vom Schein zum Sein" (Gesamttext)
http://www.helmut-hille.de/parmeni.html


museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011
Der Weg zum Humanum durch die Liebe zur Weisheit
15.12.2011

WEGE DENKENS – III. Die Hervorbringung des Menschlichen
(III/11) der gleichnamiger Titel
http://www.helmut-hille.de/page28.html

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS – III. Die Hervorbringung des Menschlichen
(III/8a) "Die Würde des Menschen – Humanität contra Moral"
http://www.helmut-hille.de/wuerde.html


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